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Narben und Keloide | Scars and keloids

Was sind Narben und Keloide?

In der Regel führt jede Verletzung der Haut schließlich zu einer Narbe, die mit der Zeit immer mehr verblasst. Nur sehr oberflächliche Wunden heilen ohne Narbe. In manchen Fällen jedoch entstehen überschießende, so genannte hypertrophe Narben, die verdickt sind. Wuchert sie über das Narbenareal hinaus in die umliegende gesunde Haut, handelt es sich um ein Keloid. Es ist gutartig, kann aber über Jahre immer weiterwachsen und bildet sich nicht von allein zurück. Frauen und Männer sind gleichermaßen von Narben und Keloiden betroffen. Menschen mit dunkler Hautfarbe haben ein 20-fach erhöhtes Risiko, ein Keloid zu entwickeln; Asiaten sind bis zu 15 Prozent mehr gefährdet.

Tipp

Meiden Sie nach einer Operation intensives Sonnenbaden. Denn die Narben nehmen dann eine dunkle Farbe an, die oft über Jahre bestehen bleibt.

Wie sehen hypertrophe Narben und Keloide aus?

Narben können überall am Körper auftreten. Anfangs sind sie rötlich, werden rosa, bis sie schließlich im Zuge der Narbenheilung völlig verblassen. Auch hypertrophe Narben sind rötlich, sie erheben sich aber wulstig oder knotig. In der Regel entstehen sie in den ersten 6 Wochen nach der Verletzung. Häufig juckt die Narbe. Nach 2 Jahren ähnelt sie meist einer kleinen Kordel.

Keloide entstehen über Monate und Jahre, können sehr groß werden und sich prinzipiell in allen Regionen bilden, finden sich aber meistens auf der oberen Körperhälfte. Sie sind rötliche oder braunrote Geschwulste, sie können jucken, empfindlich auf Berührung reagieren und wehtun. Oft tritt ein Spannungsgefühl auf. Sind Keloide an oder in der Nähe von einem Gelenk wie etwa der Schulter oder dem Ellenbogen, schränken sie die Bewegung ein. Betroffene empfinden die Geschwulste in der Regel als psychisch sehr belastend.

Tipp

Wenn Sie zu überschießenden Narben oder Keloiden neigen, ist es ratsam, nicht notwendige Verletzungen wie zum Beispiel Ohrlöcher oder Piercings zu vermeiden.

Welche Ursachen haben Narben und Keloide?

Es gibt keine wissenschaftlichen Belege für eine Vererbung der Erkrankung. Hypertrophe Narben und Keloide entstehen, wenn sich nach einer Hautverletzung zu viel Bindegewebe im Wundareal bildet. Eine Entzündung oder Zugbelastung der Wunde, die bei starken Bewegungen entsteht, begünstigen die Entstehung von überschießenden Narben oder Keloiden.

Tipp

Treiben Sie in den ersten zwei/drei Wochen nach einer OP keinen Sport, heben Sie keine schweren Gegenstände, um keine Spannung auf die Narbe auszuüben. Frauen sollten nach einer Brust-OP einen Sport-BH mit starkem Halt tragen.

Wie werden Narben und Keloide behandelt?

Es existieren mehrere Methoden, hypertrophe Narben und Keloide zu behandeln. Wichtig zu wissen: Welche Therapie die richtige und wie erfolgreich sie ist, ist individuell sehr verschieden. Die in der Regel langwierige Behandlung richtet sich auch danach, an welcher Stelle sich die Narbenwucherung befindet und wie groß sie ist. Oftmals werden verschiedene Verfahren miteinander kombiniert.

Zitat

„Die Entstehung von hypertrophen Narben und Keloiden ist sehr komplex. Es gibt verschiedene Behandlungsansätze. In der Regel braucht es Geduld und Zeit, bis sie Erfolg zeigen. Das sollte jedem Betroffenen bewusst sein.“ PD Dr. med. univ. Dr. med. Lukas Kofler, Funktionsoberarzt Operative Dermatologie und Leiter des Zentrums für Seltene Hauterkrankungen der Hautklinik am Universitätsklinikum Tübingen.

Kortison-Spritzen, sogenannte Glukokortikoid-Spritzen, sind die Therapie der ersten Wahl. Kortison reduziert das exzessive Narbenwachstum. Die Injektionen erfolgen anfangs alle 2 bis 3, danach alle 3 bis 6 Wochen direkt ins Narbengewebe. Die Methode ist relativ wirksam, schmerzhaft und kann Wochen bis Monate dauern. Die Kortison-Spritzen werden oft mit der Kryochirurgie kombiniert.

Info

Die Glukokortikoid-Spritzen enthalten ein spezielles Kortison, das nicht vom Körper aufgenommen wird, sondern nur lokal in der Geschwulst wirkt.

Bei der Kryochirurgie oder Vereisung wird flüssiger Stickstoff auf die Haut gesprüht und das Gewebe von innen „eingefroren“, damit es schrumpft. Auch das muss alle 4 bis 6 Wochen wiederholt werden, bis die Narbe abgeflacht ist.

Druckbehandlung bedeutet, dass auf das überschüssige Narbengewebe zum Beispiel mit Kompressionsbandagen oder -anzügen mindestens 12 Stunden pro Tag lokal Druck ausgeübt wird. Diese über Monate bis Jahre andauernde Methode wird eher in Kombination mit Kortison-Spritzen oder Kryotherapie angewendet. Mithilfe der Drucktherapie lässt sich auch einer überschießenden Narbenbildung vorbeugen, wenn man dazu neigt.

Eine Operation kommt in der Regel nur in Betracht, um ein Keloid zu verkleinern. Es lässt sich nicht operativ entfernen, denn das Risiko, dass es wieder auftritt, beträgt nach einem operativen Eingriff 50 bis 100 Prozent.

Das Laserverfahren eignet sich in bestimmten Fällen, um das wuchernde Gewebe von hypertrophen Narben und Keloiden Schicht für Schicht abzutragen. Das Rückfallrisiko ist sehr hoch. Sehr gut eignet sich der Laser, um nach einer Lappenplastik, bei der nach einer OP die Wunde mit einem Hautlappen verschlossen wird, die Narbe an die gesunde Haut optisch anzugleichen.

Beim Microneedling wird die Haut mit einem Aufsatz behandelt, der mit zahlreichen winzigen Nadeln versehen ist. Sie fügen der Haut kleinste 0,1 bis 4 Millimeter tiefe Wunden zu und regen die Hautregeneration an. Es sind mehrere Sitzungen meist nach Auftragen einer lokalen Betäubungscreme erforderlich. Diese Methode wird insbesondere bei hypertrophen Narben, die durch Verbrennungen und Verbrühungen entstanden sind, oder bei Akne-Narben angewendet.

Die Strahlentherapie ist in Einzelfällen zum Beispiel bei ausgedehnten Keloiden, die mit starken Bewegungseinschränkungen einhergehen, angeraten. Sie bremst das Narbenwachstum und kann auch nach einer Operation erfolgen.

Eine Silikonbehandlung wird in der Regel mit Kortison-Spritzen oder einer Kryotherapie kombiniert. Dabei wird mit dünnen Pads, Folien, Kissen, Cremes oder Gelen täglich für 12 bis 24 Stunden Silikon auf die Gewebewucherung aufgetragen. Die Behandlung dauert in der Regel 12 bis 24 Wochen.

Zwiebelextrakt kann die die Aktivität der Fibroblasten – der Zellen, aus denen das Bindegewebe vor allem besteht – verringern. Die Präparate können zum Beispiel nach einer Operation als Creme über Wochen bis Monate äußerlich leicht in die Narbe einmassiert werden, um einem Rückfall vorzubeugen. Die Wirkung auf hypertrophe Narben oder Keloide ist allerdings sehr gering.

5-Fluorouracil ist eigentlich ein Chemo-Therapeutikum, das einmal die Woche in die Narbengeschwulst injiziert wird. Mit dieser schmerzhaften und zelltötenden Methode behandeln Ärzte Keloide, wenn andere Therapiemethoden nicht anschlagen. Die Dauer der Therapie ist individuell verschieden. Selten wird anstelle von 5-Fluorouracil das Chemo-Therapeutikum Bleomycin verwendet.

Eine UVA-Bestrahlung des Narbengewebes ist sehr aufwändig und wird sehr selten in Fachkliniken und großen Hautzentren zweimal wöchentlich über Wochen bis Monate vorgenommen.

Tipp

Je früher eine hypertrophe Narbe oder ein Keloid behandelt wird, desto besser. Gehen Sie deshalb sofort zu einem Dermatologen, wenn Ihre Narbe Anzeichen zeigt, sich zu verändern und zu wachsen. Es ist kein Grund, sich zu schämen oder Angst zu haben.

Welche Prognose haben Narben und Keloide?

Je nachdem, an welcher Körperstelle sich eine hypertrophe Narbe oder ein Keloid befindet, kann die Narbenheilung nach der Behandlung 6 Monate bis 2 Jahre dauern. Das Risiko, dass sich erneut ein Keloid bildet, ist hoch, jedoch individuell sehr verschieden.

Tipp

Massieren Sie, nachdem die Fäden gezogen sind, sanft eine Pflegecreme ohne Duft- und Konservierungsstoffe in die Narbe ein. Das hält sie geschmeidig und kurbelt den Lymphabfluss an.

Quellen und weitere Informationen

What are scars and keloids?

As a rule, any injury to the skin eventually leads to a scar that fades more and more with time. Only very superficial wounds heal without a scar. In some cases, however, excessive, so-called hypertrophic scars develop, which are thickened. If it grows beyond the scar area into the surrounding healthy skin, it is a keloid. It is benign, but can continue to grow for years and does not regress on its own. Women and men are equally affected by scars and keloids. People with dark skin have a 20-fold increased risk of developing a keloid; Asians are up to 15 percent more at risk.

Tip

Avoid intensive sunbathing after an operation. This is because the scars then take on a dark colour that often remains for years.

What do hypertrophic scars and keloids look like?

Scars can appear anywhere on the body. Initially they are reddish, becoming pink, until they finally fade completely as the scars heal. Hypertrophic scars are also reddish, but they rise up in a bulging or nodular shape. They usually appear in the first 6 weeks after the injury. The scar is often itchy. After 2 years, it usually resembles a small cord.

Keloids develop over months and years, can become very large and in principle form in all regions, but are mostly found on the upper half of the body. They are reddish or brown-red tumours, they can itch, react sensitively to touch and hurt. There is often a feeling of tightness. If keloids are on or near a joint, such as the shoulder or elbow, they restrict movement. Those affected usually experience the tumours as psychologically very stressful.

Tip

If you are prone to excessive scarring or keloids, it is advisable to avoid non-essential injuries such as pierced ears or piercings.

What are the causes of scars and keloids?

There is no scientific evidence that the condition is inherited. Hypertrophic scars and keloids develop when too much connective tissue forms in the wound area after a skin injury. Inflammation or tensile stress on the wound caused by strong movements favour the development of hypertrophic scars or keloids.

Tip

Do not exercise for the first two/three weeks after surgery, do not lift heavy objects to avoid putting tension on the scar. Women should wear a sports bra with strong support after breast surgery.

How are scars and keloids treated?

Several methods exist to treat hypertrophic scars and keloids. It is important to know: Which therapy is the right one and how successful it is varies greatly from person to person. The treatment, which is usually lengthy, also depends on the location of the scar growth and how large it is. Often, different procedures are combined with each other.

Quote

"The development of hypertrophic scars and keloids is very complex. There are different treatment approaches. As a rule, it takes patience and time until they show success. Every person affected should be aware of this." Dr. med. univ. Dr. med. Lukas Kofler, Functional Senior Physician Operative Dermatology and Head of the Centre for Rare Skin Diseases of the Department of Dermatology at the University Hospital Tübingen.

Cortisone injections, so-called glucocorticoid injections, are the therapy of first choice. Cortisone reduces excessive scar growth. The injections are given directly into the scar tissue every 2 to 3 weeks at first, then every 3 to 6 weeks. The method is relatively effective, painful and can take weeks to months. The cortisone injections are often combined with cryosurgery.

Info

The glucocorticoid injections contain a special cortisone that is not absorbed by the body but only acts locally in the tumour.

With cryosurgery or icing, liquid nitrogen is sprayed onto the skin and the tissue is "frozen" from the inside so that it shrinks. This also needs to be repeated every 4 to 6 weeks until the scar is flattened.

Pressure treatment means that local pressure is applied to the excess scar tissue, for example with compression bandages or suits, for at least 12 hours a day. This method, which lasts for months to years, is more commonly used in combination with cortisone injections or cryotherapy. Pressure therapy can also be used to prevent excessive scarring if you are prone to it.

Surgery is usually only considered to reduce a keloid. It cannot be removed surgically because the risk of it recurring after surgery is 50 to 100 percent.

The laser procedure is suitable in certain cases to remove the proliferating tissue of hypertrophic scars and keloids layer by layer. The risk of recurrence is very high. The laser is very well suited to visually align the scar with the healthy skin after surgery, in which the wound is closed with a skin flap after an operation.

Microneedling involves treating the skin with an attachment that is equipped with numerous tiny needles. They inflict tiny 0.1 to 4 millimetre deep wounds on the skin and stimulate skin regeneration. Several sessions are required usually after applying a local anaesthetic cream. This method is used especially for hypertrophic scars caused by burns and scalds or for acne scars.

Radiation therapy is recommended in individual cases, for example, in the case of extensive keloids that are accompanied by severe movement restrictions. It slows down scar growth and can also be given after an operation.

Silicone treatment is usually combined with cortisone injections or cryotherapy. Silicone is applied to the tissue overgrowth with thin pads, foils, cushions, creams or gels for 12 to 24 hours every day. The treatment usually lasts 12 to 24 weeks.

Onion extract can reduce the activity of fibroblasts - the cells that make up the connective tissue. The preparations can, for example, be massaged lightly into the scar externally as a cream for weeks to months after an operation to prevent a relapse. However, the effect on hypertrophic scars or keloids is very small.

5-Fluorouracil is actually a chemo-therapeutic agent that is injected into the scarring tumour once a week. Doctors treat keloids with this painful and cell-killing method when other therapy methods do not work. The duration of the therapy varies from person to person. Rarely, the chemo-therapeutic Bleomycin is used instead of 5-fluorouracil.

UVA irradiation of the scar tissue is very complex and is very rarely carried out in specialised clinics and large skin centres twice a week for weeks to months.

Tip

The sooner a hypertrophic scar or keloid is treated, the better. Therefore, see a dermatologist immediately if your scar shows signs of changing and growing. It is no reason to be ashamed or afraid.

What is the prognosis for scars and keloids?

Depending on which part of the body has a hypertrophic scar or keloid, scar healing after treatment can take 6 months to 2 years. The risk of a keloid forming again is high, but varies greatly from individual to individual.

Tip

After the stitches have been removed, gently massage a care cream without fragrances or preservatives into the scar. This keeps it supple and stimulates the lymphatic drainage.

Sources and further information

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