Laudatio zum 100. Geburtstag
Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Kurt Salfeld zum 100. Geburtstag
Am 18. April 1925 in der Nähe von Allenstein geboren, bestimmte zunächst die landwirtschaftliche Idylle Ostpreußens und dann der Krieg das Leben von Prof. Dr. Dr. Kurt Salfeld. Als junger Mann absolvierte er eine Ausbildung zum Jagdflieger - die Leidenschaft für das Fliegen sollte ihn sein Leben lang begleiten. Doch nach dem Krieg wandte er sich einer anderen Berufung zu: Er begann das Studium der Chemie an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Getrieben von unstillbarem Drang nach Wissen studierte er parallel Humanmedizin und promovierte in beiden Fächern. Sehr zum Erstaunen seiner naturwissenschaftlichen Mentoren entschied er sich schließlich endgültig für die Medizin - eine Entscheidung, welche die Dermatologie in Deutschland nachhaltig prägen sollte.
Seine Facharztausbildung begann er an der Universitätshautklinik in Mainz unter seinem 3 Jahre älteren Oberarzt Prof. Dr. Otto Braun-Falco. Als dieser Chefarzt an der Universitätshautklinik in Marburg wurde, folgte er ihm als Oberarzt nach. Aber als Prof. Braun-Falco dann 1966 als Nachfolger von Alfred Marchionini an die LMU München berufen wurde, folgte Prof. Salfeld ihm nicht nach sondern entschied sich, seinen eigenen Weg zu gehen: Im selben Jahr wurde er als erster einer langen Reihe von Schülern des Prof. Braun-Falco Chefarzt der Klinik für Dermatologie des (heutigen) Johannes Wesling Klinikums in Minden. 1970 folgte die Berufung als Professor an der Universität Marburg.
Schon früh erkannte Prof. Salfeld seine Leidenschaft für die operative Dermatologie und beschrieb z.B. eine nach ihm benannte neue Schnittführung zur Therapie der Hyperhidrosis axillaris. Doch seine wahre Pionierleistung lag in der modernen Varizenchirurgie: Unzufrieden mit den damals gängigen Methoden zur Behandlung der venösen Ulcera etablierte er die Technik des Strippings am langen Faden mit zahlreichen, aber sehr kleinen Schnitten. Im Gegensatz zur damals weit verbreiteten Sklerotherapie und den bestehenden Operationstechniken wurden jetzt sowohl funktionell, wie auch kosmetisch hervorragende Ergebnisse erzielt. Er erweiterte damit die Dermatologie um eine neue Dimension: die operative Phlebologie.
Als Gründungsmitglied der Vereinigung für operative Dermatologie, der heutigen Gesellschaft für Dermatochirurgie, legte er 1977 den Grundstein für die herausragende Stellung der Dermatochirurgie innerhalb der Dermatologie in Deutschland. Ein Alleinstellungsmerkmal, das bis heute weltweit einzigartig ist. Für Kurt Salfeld gab es keine Grenzen, die nicht verschoben, keine Probleme, die nicht gelöst werden konnten.
Als 1990 mit 65 Jahren der Ruhestand drohte, begann für ihn ein neues Kapitel: Aus einer alten Bauhausvilla in Bad Oeynhausen machte er seine Fachklinik für Venen- und Hauterkrankungen. Hier erkannte er früh den Stellenwert der neuen Tumeszenzlokalanästhesie für die Varizenchirurgie und etablierte diese als festen Bestandteil in seiner Behandlungsstrategie. Der Name der Klinik „Artemed“ verband seine medizinische Vision mit seiner Leidenschaft für Kunst. Die Medizin als Kunst war auch die Grundlage für eine zweite Artemed-Klinik, die 1994 in München entstand. Und im Jahr 2002 wurde das Konzept in das hamburger Krankenhaus Tabea übertragen. Damit legte er zudem die Grundlage für den heutigen Artemed Klinikverbund, der mittlerweile mehr als 10.000 Mitarbeiter in 18 Kliniken in Deutschland beschäftigt und Leistungen in allen medizinischen Fachgebieten anbietet. Aber mit fast 20.000 Veneneingriffen und ca. 13.000 Dermatochirurgischen Eingriffen pro Jahr, ist die Artemed SE auch der größte stationäre Leistungserbringer in diesem Bereich in Deutschland geworden.
In einer Befragung aus dem Jahr 2012, gaben in den USA 70 % und in Deutschland 40 % der Teilnehmer an, dass der erste Chef den größten Einfluss auf Ihre Karriere hatte. Mit seinem Charisma und seiner Persönlichkeit als Mensch prägte und prägt Prof. Dr. Kurt Salfeld Generationen von jungen Dermatologen und auch mich. Geht nicht, gibt’s nicht!
Heute lebt Prof. Salfeld mit seiner Frau Jutta in der Nähe in Minden. Wer ihn sucht, findet ihn wohl aber wohl am ehesten im Arbeitszimmer seiner Klinik in Bad Oeynhausen, die er immer noch jeden Tag mit Leidenschaft führt. Denn für ihn bedeutet Stillstand nichts anderes als Rückschritt.
Hochachtungsvoll und mit großem Dank!
Dr. Guido Bruning
Chefarzt des Zentrums für Venen- und Dermatochirurgie
Krankenhaus Tabea GmbH&Co.KG, Hamburg
