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Pilonidalsinus (Steißbeinfistel) | Pilonidal sinus (coccygeal fistula)

Was ist ein Pilonidalsinus?

Ein Pilonidalsinus, umgangssprachlich Steißbeinfistel genannt, ist nach derzeitigen Erkenntnissen eine durch scharfe, steife Haare oder Haarfragmente ausgelöste akute oder chronische Entzündung im Unterhautfettgewebe. Sie befindet sich meistens in der Steißbeinregion etwas oberhalb der Gesäßfalte, in sehr seltenen Fällen auch an anderen Körperstellen. Betroffen sind überwiegend Männer mit kurzen dichten Haaren und starker Körperbehaarung im Alter zwischen 20 und 40 Jahren.

Wie äußert sich ein Pilonidalsinus?

Es gibt drei Formen eines Pilonidalsinus, die sich unterschiedlich zeigen. Der Arzt erkennt sie an den typischen Hautveränderungen.

  • Die asymptomatische Form macht keinerlei Beschwerden. Sie wird in der Regel zufällig vom Arzt oder von dem Partner/der Partnerin entdeckt. Man sieht eine oder mehrere senkrecht aufgereihte sogenannte Pori oder Pits, winzige charakteristische Öffnungen, die wie vergrößerte Poren aussehen, in der Gesäßfalte.
  • Bei einem sogenannten akut abszendierenden Pilonidalsinus ist die Haut meistens seitlich der Analfalte gerötet und schmerzhaft geschwollen. Es hat sich ein Abszess gebildet. Die charakteristischen Pori sind durch die Schwellung des Gewebes oftmals nicht mehr zu erkennen. Der akut abszendierende Pilonidalsinus tut insbesondere beim Sitzen oder bei Berührung weh, beeinträchtigt das Allgemeinbefinden sowie damit die Lebensqualität und kann mit Fieber einhergehen. Der Abszess kann platzen und sich entleeren.
  • Die häufigste Form ist der chronische Pilonidalsinus. Hier sind meist mehrere Pori in der Gesäßfalte untereinander aufgereiht, aus denen permanent oder immer mal wieder eine blutig-eitrige Flüssigkeit austritt. Zusätzlich können rechts und links davon eine oder mehrere sogenannte Sekundäröffnungen auftreten. Das sind zweite Ausgänge, die mit den Pori durch winzige Fistelgänge im Unterhautfettgewebe verbunden sind.

Info

Aus einer asymptomatischen kann sich eine akut abszendierende oder chronische Form entwickeln. Entdecken Sie zufällig zuhause die Pori, haben aber keinerlei Beschwerden, besteht kein Grund zur Sorge. Wenn Sie sicher gehen wollen, können Sie die Hautstellen durch einen Facharzt für Hauterkrankungen (Dermatologen) oder Erkrankungen des Enddarms (Proktologen) abklären lassen.

Welche Ursachen hat ein Pilonidalsinus?

Die Entstehung und Entwicklung eines Pilonidalsinus ist noch unklar. Aktuelle Theorien gehen davon aus, dass es sich um eine oftmals in der Pubertät erworbene Erkrankung mit einer erblichen Veranlagung handelt. Dabei können sich Haare, die vom Kopf oder dem Körper fallen oder abgebrochene Haarstückchen durch Reibebewegungen der Gesäßbacken tief in das Unterhautfettgewebe hineinbohren und die Entzündung auslösen. Diese Hypothese wird durch die Beobachtung unterstützt, dass bei Friseuren beispielsweise der Pilonidalsinus auch zwischen den Fingern vorkommen kann; eine Körperstelle, an der die Haut sehr dünn ist und Friseure berufsbedingt mit Haaren und Haarfragmenten in Berührung kommen. Eine weitere Theorie zur Entstehung eines Pilonidalsinus rührt daraus, dass sich bei Betroffenen, die an Akne inversa, einer chronisch-entzündlichen Hauterkrankung der Haarfollikel, leiden, oft zusätzlich ein Pilonidalsinus finden lässt.

Info

Ein Pilonidalsinus hat nichts mit mangelnder Hygiene zu tun. Dagegen scheinen aber die Dicke des Fettgewebes, die Tiefe der Gesäßfalte, starke Behaarung, übermäßiges Schwitzen und eine sitzende Tätigkeit die Entstehung zu begünstigen.

Wie wird ein Pilonidalsinus behandelt?

Ein asymptomatischer Pilonidalsinus wird nicht behandelt, sondern es bedarf erst einer Therapie, wenn sich ein akut abszendierender oder chronischer Pilonidalsinus daraus entwickelt. Beim akut abszendierenden Pilonidalsinus nehmen die Fachärzte zunächst eine Abzessspaltung vor, das heißt, sie öffnen die Gewebshöhle, damit der Eiter abfließen und die Entzündung abheilen kann.

Danach schließen sich operative Eingriffe an, um den Pilonidalsinus zu entfernen. Je nach Art und Ausprägung des Krankheitsbildes kann der Arzt aus mehreren OP-Methoden wählen. Die häufigsten Vorgehensweisen, sind nachfolgend kurz dargestellt:

Minimalinvasive Verfahren werden ambulant und beinahe immer unter lokaler Betäubung vorgenommen. Bei der „Pit Picking“ genannten Methode schneidet der Operateur gezielt bis in die Tiefe hinunter die Pits einzeln heraus. Dadurch entstehen kleinere Wunden, die innerhalb weniger Wochen heilen. „Sinusektomie“ heißt ein minimalinvasives Verfahren, bei dem die Fistelgänge einzeln entnommen werden. „Lay open“ nennt man einen Eingriff, bei dem die Fistelgänge in ganzer Länge geöffnet werden, ohne dass betroffene Gewebestück zu entnehmen. Es entstehen schmale offene Wunden, die schließlich abheilen.

Eine Exzision ohne Wundverschluss ist die in Deutschland am häufigsten angewendete Methode. Sie erfolgt in der Regel stationär im Krankenhaus. Der Begriff Exzision leitet sich vom lateinischen Wort „excidere“ ab, übersetzt „herausschneiden“. Hierbei schneiden die Fachärzte unter Vollnarkose oder Regionalanästhesie das erkrankte Gewebe komplett mit Pori und Fistelgängen, einem seitlichen Sicherheitsabstand sowie mehrere Zentimeter in die Tiefe gehend komplett heraus. Nachteilig ist, dass nach der Operation das Sitzen erschwert sein kann und die offene Wunde etwa 1,5 bis 3 Monate benötigt, um zu heilen. Die Betroffenen sind im Schnitt bis zu einen Monat arbeitsunfähig.

Exzision mit plastischer Deckung heißt eine OP-Methode, bei der die Wunde nach dem Herausschneiden des an Pilonodalsinus erkranktem Gewebebereiches mit einer Lappenplastik gedeckt wird. Bei dieser Technik wird Haut aus der Umgebung der Wunde genutzt, um die Wunde zu verschließen. Mehrere Techniken sind in der Literatur beschrieben. Ihre Gemeinsamkeit besteht darin, dass die Nähte seitlich der Gesäßfalte und nicht entlang der Mittellinie zu liegen kommen. In der Medizin spricht man deswegen vom „Off-midline-Verfahren“. Der Eingriff erfolgt ebenfalls mit einer Allgemeinnarkose oder Regionalanästhesie stationär in einer Klinik. Vorteil dieser Verfahren ist, dass die Abheilung schneller als bei der Exzision ohne Wundverschluss erfolgt und auch die Arbeitsunfähigkeit tendenziell kürzer ausfällt. Allerdings kann es bei diesen Techniken eher zu Wundinfektionen kommen, die entsprechend behandelt werden müssen.

Zitat

„Die operative Entfernung eines chronischen Pilonidalsinus ist notwendig, um die Erkrankung zu stoppen. Je früher man sie behandeln lässt, umso eher lässt sich die Lebensqualität zurückgewinnen.“
PD Dr. med. Thomas Volz, Facharzt für Dermatologie und Venerologie, Phlebologe und Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein der TU München

Welche Prognose hat ein Pilonidalsinus?

In den meisten Fällen tritt ein Pilonidalsinus nach einem operativen Eingriff nicht wieder auf; viele Patienten sind danach beschwerdefrei. Bei Problemen mit der Wundheilung ist es ratsam, sich an den behandelnden Arzt zu wenden.

Info

Risikofaktoren bei der Wundheilung ist sehr starkes Übergewicht, Rauchen und Unsauberkeit der Wunde in unmittelbarer Umgebung.

Quellen und weitere Informationen

What is a pilonidal sinus?

A pilonidal sinus, colloquially called a coccygeal fistula, is, according to current knowledge, an acute or chronic inflammation in the subcutaneous fatty tissue triggered by sharp, stiff hairs or hair fragments. It is usually located in the coccyx region slightly above the fold of the buttocks, in very rare cases also in other parts of the body. Mostly men with short thick hair and strong body hair between the ages of 20 and 40 are affected.

How does a pilonidal sinus manifest itself?

There are three forms of pilonidal sinus, which show up differently. The doctor recognises them by the typical skin changes.

  • The asymptomatic form does not cause any symptoms. It is usually discovered by chance by the doctor or by the partner. One or more vertically lined up so-called pori or pits, tiny characteristic openings that look like enlarged pores, can be seen in the fold of the buttocks.
  • In a so-called acute abscessed pilonidal sinus, the skin is usually reddened and painfully swollen at the side of the anal fold. An abscess has formed. The characteristic pores are often no longer visible due to the swelling of the tissue. The acutely abscessing pilonidal sinus hurts especially when sitting or touching, impairs the general condition and thus the quality of life, and may be accompanied by fever. The abscess may burst and empty.
  • The most common form is chronic pilonidal sinus. In this case, there are usually several pores lined up in the fold of the buttocks, from which a bloody fluid leaks out permanently or from time to time. In addition, there may be one or more so-called secondary openings to the right and left. These are second outlets that are connected to the pori by tiny fistula ducts in the subcutaneous fatty tissue.

Info

An asymptomatic form can develop into an acute abscessing or chronic form. If you discover pori by chance at home but have no complaints, there is no reason to worry. If you want to be sure, you can have the skin areas clarified by a specialist in skin diseases (dermatologist) or diseases of the rectum (proctologist).

What are the causes of pilonidal sinus?

The origin and development of pilonidal sinus is still unclear. Current theories assume that it is a condition often acquired during puberty with a hereditary predisposition. In this case, hairs that fall from the head or the body or broken-off pieces of hair can drill deep into the subcutaneous fatty tissue through rubbing movements of the buttocks and trigger the inflammation. This hypothesis is supported by the observation that in hairdressers, for example, pilonidal sinus can also occur between the fingers; a body part where the skin is very thin and hairdressers come into contact with hair and hair fragments due to their profession. Another theory on the development of a pilonidal sinus stems from the fact that a pilonidal sinus can often also be found in sufferers of Acne inversa, a chronic inflammatory skin disease of the hair follicles.

Info

Pilonidal sinus has nothing to do with poor hygiene. On the other hand, the thickness of the fatty tissue, the depth of the buttock fold, heavy hair, excessive sweating and a sedentary lifestyle seem to favour its development

How is pilonidal sinus treated?

An asymptomatic pilonidal sinus is not treated, but only requires therapy if it develops into an acute abscessing or chronic pilonidal sinus. In the case of acute abscessing pilonidal sinus, the specialists first perform an abscess splitting, i.e. they open the tissue cavity so that the pus can drain off and the inflammation can heal.

This is followed by surgical procedures to remove the pilonidal sinus. Depending on the type and severity of the condition, the doctor can choose from several surgical methods. The most common procedures are briefly described below:

Minimally invasive procedures are performed on an outpatient basis and almost always under local anaesthesia. In the method called "pit picking", the surgeon cuts out the pits one by one, right down to the depth. This creates smaller wounds that heal within a few weeks. "Sinusectomy" is the name of a minimally invasive procedure in which the fistula tracts are removed one by one. "Lay open" is the name of a procedure in which the fistula tracts are opened in their entire length without removing the affected piece of tissue. Narrow open wounds are created that eventually heal.

An excision without wound closure is the most frequently used method in Germany. It is usually performed as an inpatient in hospital. The term excision is derived from the Latin word "excidere", which means "to cut out". In this procedure, the specialists cut out the diseased tissue completely under general or regional anaesthesia, including pores and fistula tracts, a lateral safety margin and several centimetres in depth. The disadvantage is that sitting can be difficult after the operation and the open wound needs about 1.5 to 3 months to heal. Those affected are unable to work for up to one month on average.

Excision with plastic covering is the name of a surgical method in which the wound is covered with a flap plastic after excising the area of tissue affected by pilonodalsinus. This technique uses skin from around the wound to close the wound. Several techniques are described in the literature. What they have in common is that the sutures are placed to the side of the gluteal fold and not along the midline. In medicine, this is called the "off-midline procedure". The procedure is also performed under general or regional anaesthesia in a hospital. The advantage of this procedure is that healing takes place more quickly than with excision without wound closure and the incapacity to work also tends to be shorter. However, wound infections are more likely to occur with these techniques and must be treated accordingly.

Quote

"The surgical removal of a chronic pilonidal sinus is necessary to stop the disease. The earlier it is treated, the sooner the quality of life can be regained. "PD Dr. med. Thomas Volz, specialist in dermatology and venereology, phlebologist and senior physician at the Clinic and Polyclinic for Dermatology and Allergology at the Biederstein of the TU Munich

What is the prognosis for pilonidal sinus?

In most cases, pilonidal sinus does not recur after surgery; many patients are symptom-free afterwards. If there are problems with wound healing, it is advisable to consult the attending physician.

Info

Risk factors in wound healing are being very overweight, smoking and uncleanliness of the wound in the immediate vicinity.

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